Zweiter Weltkrieg und die ersten Nachkriegsjahre:
In den letzten beiden Kriegsjahren mehrten sich die Fliegeralarme im Raabtal. Britische und amerikanische Flieger, die in Richtung Graz bzw. in den obersteirischen Industrieraum, oder in Richtung Wien bzw. Wiener Neustadt unterwegs waren, kamen zunehmend von Westen und Süden her angeflogen. Die nicht zum Abwurf gelangten Bomben, etwa wegen starken Flakfeuers, wurden im Rückflug nicht selten über der südlichen Steiermark abgeladen.Am Karsamstag, dem 31. März 1945, durchbrachen sowjetische Verbände die "Reichsschutzstellung", die ungefähr an der heutigen Grenze zwischen Österreich und Ungarn verlief. Der russische Vormarsch ging am rechten Raabufer flussaufwärts, und kam in Berndorf bei Kirchberg an der Raab zum Stillstand. Die Deutschen setzten alle zur Verfügung stehenden Truppen ein. Zur Sperrung des Raabtals wurde die in Graz liegende "Fahr-Ersatzabteilung 18", unter Führung ihres Kommandeurs Major Kunz eingesetzt ("Kampfgruppe Kunz", bestehend aus 11 Offizieren und 702 Mann). Durch zwei Panzerangriffe am rechten Raabufer bei Kirchberg an der Raab versuchten die Sowjets nochmals die Stellungen der Deutschen abzutasten. Sie konnten unter Verlusten zurückgewiesen werden. Damit war der Vorstoß am rechten Raabufer zu Ende. Am 4. April begann sich die rückläufige Bewegung der russischen Kräfte abzuzeichnen.Am 6. Mai erhielt die Kampftruppe Major Kunz den Auftrag sich aufzulösen und den Rückzug anzutreten.Am 8. Mai sind am Vormittag die letzten Deutschen aus Kirchberg geflüchtet, und die Russen sind am Nachmittag in Kirchberg eingezogen, wo sie zunächst eine Verpflegungsstation für ein ganzes Regiment, und ein Soldatenlager im Langwald errichteten. Die Lebensmittelbeschaffung während der "russischen Besatzung" in Kirchberg war sehr schwierig, da die von den Bauern erzeugten Produkte sehr oft beschlagnahmt wurden. Es wurden auch sehr strenge Kontrollen bezüglich der Lebensmittelmenge durchgeführt, wer mehr als die erlaubte Menge an Lebensmitteln mit sich führte, dem wurden die Überschüsse sofort abgenommen. Die Russen sind am 18. Juli wieder aus Kirchberg abgezogen, und kurz darauf kamen die Engländer. Mit dem Abzug der Russen und dem Einzug der Engländer hat sich die Versorgungslage mit einem Schlag gebessert. Lebensmittel aus den Heeresbeständen der Engländer wurden an die Bevölkerung verteilt, und die Engländer sicherten Baumaterial-lieferungen zu, mit diesen wenig später der Wieder-aufbau, der bei den Kämpfen im letzten Kriegsmonat in Mitleidenschaft gezogenen Gebäuden, beginnen konnte. Am Donnerstag, dem 6. September, sind die Engländer wieder abgezogen, und schon kurze Zeit später kamen die ersten Baumateriallieferungen in Kirchberg an. Der Wiederaufbau, der durch einen starken Leistungswillen in der Bevölkerung, ebenso wie durch Handwerkermangel gekennzeichnet war, konnte beginnen.In der folgenden Zeit herrschte im gesamten Bezirk eine große Rohstoffknappheit. Zu Ostern 1946 wurde eine Rohstoffsammlung angeordnet. Schüler sammelten in den einzelnen Gemeinden Altmetall, Konservenbüchsen, Knochen, Kleider, Schuhe und Papier. Das Material wurde bei den einzelnen Gemeinden deponiert.Der zweite Nachkriegswinter, der sehr früh begonnen hat und sehr streng war, wirkte sich katastrophal bei der ohnehin knappen Kohleversorgung aus. So mussten z.B. Schulen die Weihnachtsferien (Kohleferien) verlängern, sie dauerten vom 26. Dezember 1946 bis zum 18. Februar 1947. In Kirchberg waren immer mehr Vereine bemüht das kulturelle und öffentliche Leben wieder zu erwecken. So wurden bereits 1947 der MGV und 1948 die Musikkapelle wiedergegründet, der ESV wurde 1952 gegründet. In Kirchberg gab es sehr viele mittelgroße bäuerliche Betriebe, was in erster Linie auf den sehr fruchtbaren Boden und die reichlichen Niederschläge (850 mm im Jahresdurchschnitt, 240 Vegetationstage) im Raabtal zurückzuführen ist. Die Flüchtlinge, welche seit 1945 im Schlossgebäude von Kirchberg untergebracht waren, erhielten günstige Darlehen mit denen sie verwaiste Landwirtschaften aufkaufen konnten. Die Fischzucht in den Teichen um Kirchberg an der Raab war sehr ertrag-reich, und konnte der örtlichen Bevölkerung über den Fleischmangel der ersten Nachkriegsjahre hinweghelfen.