Kirchberg an der Raab

Geschichte von Kirchberg an der Raab

Frühzeit:

Notizen über mehrere jungsteinzeitliche Funde in unserer Region weisen auf menschliche Besiedelung in dieser Zeit hin. Aufzeichnungen finden sich im Jahresbericht des Stmk. Landesmuseums von 1897, wo der Fund von zwei Steinbeilen notiert ist, oder im Jahr 1906 wurde eine Rundnackenaxt aus Serpentin gefunden. Sämtliche Funde, mit Ausnahme der Rund-nackenaxt aus dem Jahre 1906, sind heute nicht mehr auffindbar. Eine weitere Rundnackenaxt wurde 1965 entdeckt. Besiedelung ab der Jungsteinzeit ist in der Region Kirchberg durch Funde am Fötzberg bei Erbersdorf nachgewiesen. 

Die günstige Höhenlage von Kirchberg (373 Meter Seehöhe) wurde vermutlich schon von den Kelten bzw. Noriker ausgenutzt um auf dem Berg eine Siedlung anzulegen.

Ein Hinweis auf eine derartige Höhensiedlung sind die im vorigen Jahrhundert planierten Kirchberger Grabhügel, die möglicherweise aus der Älteren Eisenzeit stammten. Auch in späterer Zeit bot der Hügel über dem Raabtal den Menschen Schutz.

Erste urkundliche Erwähnung:

Die früheste urkundliche Erwähnung von Kirchberg, als "Chirchperch", stammt aus dem landesfürstlichen Marchfutterverzeichnis des Jahres 1265.

In diesem Register sind die Haferabgaben, das sogenannte "Marchfutter" verzeichnet, die die einzelnen Dörfer dem Herzog der Steiermark abzuliefern hatten.

Pfarrkirche Hl. Florian und Pfarre

Im selben Jahr wird auch die Pfarrkirche Hl. Florian zum erstenmal urkundlich erwähnt. Vom damaligenromanischen Kirchenbau sind keine mit Sicherheit zu erkennenden Reste vorhanden. 1381 wird Kirchberg als selbständige Pfarre genannt. Von 1510 bis 1526 (lt. einer ehemaligen Gewölbeeinschrift) erfolgte ein spätgotischer Neubau, der im Barock verändert und erweitert wurde.  Das Kircheninnere stammt zum größten Teil aus der Zeit des Spätbarocks Ende des 18. Jahrhunderts. Eine aus dem Brautschmuck der Gräfin Josefa Aloisia Heister gegossene Monstranz, welche einst mit kostbaren Edelsteinen geschmückt war (diese wurden zur Zeit Josefs II, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, von Staats wegen eingezogen), stellt eine besondere Kostbarkeit des Kircheninventars dar. Im Glockenturm befindet sich eine der ältesten Glocken der Steiermark. Sie wurde von Hans Mitter aus Judenburg gegossen, und stammt aus dem Jahr 1457.Im Bereich der Pfarrkirche gab es im 12. oder 13. Jahrhundert einen bescheidenen Wehrbau, der im Zuge der Gefahr aus dem Osten im 15. Jahrhundert um einen massiven Tabor erweitert wurde. Der Kirchberger Tabor ist heute noch in Resten erkennbar.                                                                                

1972 wird die Kirche renoviert: neuer Boden, Bodenheizung, Restaurierung der Altäre, Trockenlegung. 1977 wird die Pfarrkirche außen renoviert.

Herrschaft Kirchberg:

Kirchberg an der Raab soll schon im MA eine Burganlage besessen haben, wann sie erbaut wurde und von wem ist nicht eindeutig nachzuweisen. Eine Stiftungsurkunde aus dem Jahre 1394 spricht von einem freien Gut Kirchberg, ohne den Besitzer zu nennen. Die Marchfutterregister von 1414 und 1426 verzeichneten den Grafen Hans von Steinpeiß als Besitzer der Grundherrschaft Kirchberg.

Ende des 16. Jhd. kam der Besitz an das Rittergeschlecht der Zöbinger. Christoph Zöbinger begann mit dem Aufbau des Hofes, da die früher hier bestehende kleine Wehranlage vermutlich während der Adelsfehden oder der Türken- und Ungarnkriege im 15 Jahrhundert zerstört worden war. 1605 kamen die Haiduken in die Oststeiermark. Kirchberg entrann zwar der Bedrohung durch die Haiduken, wurde jedoch von kaiserlichen Truppen bedroht. Die schlecht bezahlten und ungenügend verpflegten Soldaten plünderten das Schloß, auch das Dorf erlitt große Verluste. Die Zöbinger hatten danach mit finanziellen Nöten zu kämpfen. Christof Zöbinger wurde zur Deckung seiner Schulden der "Thaber od. Siz zu Khirchperg" gepfändet.1640 kam es erneut zur Pfändung des "Obersitzes zu Kirchperg". Diese Bezeichnung lässt darauf schließen, dass es auch einen unteren Sitz gab, der aber urkundlich nicht feststellbar ist. Die Trennung der bis dahin vereinten Herrschaften Ober- und Unter-Kirchberg kann auf die finanziellen Probleme bzw. auf den Verkauf von Grundstücken durch die Zöbinger zurückgeführt werden.1634 kam das Gut Unter-Kirchberg an Siegmund Freiherrn von Steinpeiß. Sein Enkel Georg Christof von Steinpeiß erwarb im Jahre 1669 auch den "adelichen Sitz Oberkhirchperg". So waren die Herrschafteen Ober- und Unter-Kirchberg ab 1669 wieder miteinander vereint. Mit dem Jahre 1696 begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte Kirchbergs. Graf Sigbert Heister kaufte die Herrschaft vom Geschlecht der Steinpeiß um 60 000 Gulden. Er ließ den verfallenen Wehrbau Ober- Kirchberg abreißen, und baute den Sitz Unter- Kirchberg Anfang des 18. Jhd. zu einem weitläufigen, wohnlichen Schlosskomplex aus (u.a. kam es auch zur Anlegung eines Glashauses in dem Orangen und Zitronenbäume gezüchtet wurde, weiters besaß Heister eine große Viehzucht mit edlen Pferden und Schweizer Rindern). Rund um das Schloß wurden Fischteiche angelegt. Graf Heister kaufte Untertanen ein, um mit ihrer Hilfe eine große Herrschaft zu errichten. Feldmarschall Graf Sigbert Heister starb 1718 und wurde in der Pfarrkirche Kirchberg beigesetzt, die Grabtafel an der rechten Seite in der Kirche rühmt in lateinischer Sprache seine Taten. Das Schloß kam an seine Witwe Josefa Aloisia, seine Sohn Albert und seinen Enkel Gottfried. Heisters Witwe Josefa Aloisia löste die Herrschaft Kirchberg von den übrigen Erben ab, und vermachte sie 1730 ihrem Neffen Josef Alois Katzianer. Im Zug einer Versteigerung erwarb Fürst Johann Josef Liechtenstein das Schloß im Jahre 1821. Die Herrschaft Kirchberg bestand bis 1848, dem Jahr der Bauernbefreiung und die gesetzliche Aufhebung der Grunduntertänigkeit. Im Jahr 1921 erwarb Alois Lenz das Schloß, jedoch scheiterte sein Plan daraus ein Sanatorium zu machen. 1942 kaufte Wolfgang Fikentscher das Schloß.  1967 erwarb Dr. Elisabeth Haugeneder das Schloß, welches schließlich in den Besitz ihrer Tochter Frau Mag. Marie Theres Herberstein überging. Im Jahr 1897 wurde Kirchberg an der Raab als erster Ort im Raabtal, und noch vor  der Stadt Graz, mit Strom versorgt.

Zweiter Weltkrieg und die ersten Nachkriegsjahre:

In den letzten beiden Kriegsjahren mehrten sich die Fliegeralarme im Raabtal. Britische und amerikanische Flieger, die in Richtung Graz bzw. in den obersteirischen Industrieraum, oder in Richtung Wien bzw. Wiener Neustadt unterwegs waren, kamen zunehmend von Westen und Süden her angeflogen. Die nicht zum Abwurf gelangten Bomben, etwa wegen starken Flakfeuers, wurden im Rückflug nicht selten über der südlichen Steiermark abgeladen.Am Karsamstag, dem 31. März 1945, durchbrachen sowjetische Verbände die "Reichsschutzstellung", die ungefähr an der heutigen Grenze zwischen Österreich und Ungarn verlief.  Der russische Vormarsch ging am rechten Raabufer flussaufwärts, und kam in Berndorf bei Kirchberg an der Raab zum Stillstand.  Die Deutschen setzten alle zur Verfügung stehenden Truppen ein. Zur Sperrung des Raabtals wurde die in Graz liegende "Fahr-Ersatzabteilung 18", unter Führung ihres Kommandeurs Major Kunz eingesetzt ("Kampfgruppe Kunz", bestehend aus 11 Offizieren und 702 Mann). Durch zwei Panzerangriffe am rechten Raabufer bei Kirchberg an der Raab versuchten die Sowjets nochmals die Stellungen der Deutschen abzutasten. Sie konnten unter Verlusten zurückgewiesen werden. Damit war der Vorstoß am rechten Raabufer zu Ende. Am 4. April begann sich die rückläufige Bewegung der russischen Kräfte abzuzeichnen.Am 6. Mai erhielt die Kampftruppe Major Kunz den Auftrag sich aufzulösen und den Rückzug anzutreten.Am 8. Mai sind am Vormittag die letzten Deutschen aus Kirchberg geflüchtet, und die Russen sind am Nachmittag in Kirchberg eingezogen, wo sie zunächst eine Verpflegungsstation für ein ganzes Regiment, und ein Soldatenlager im Langwald errichteten.  Die Lebensmittelbeschaffung während der "russischen Besatzung" in Kirchberg war sehr schwierig, da die von den Bauern erzeugten Produkte sehr oft beschlagnahmt wurden. Es wurden auch sehr strenge Kontrollen bezüglich der Lebensmittelmenge durchgeführt, wer mehr als die erlaubte Menge an Lebensmitteln mit sich führte, dem wurden die Überschüsse sofort abgenommen. Die Russen sind am 18. Juli wieder aus Kirchberg abgezogen, und kurz darauf kamen die Engländer.  Mit dem Abzug der Russen und dem Einzug der Engländer hat sich die Versorgungslage mit einem Schlag gebessert. Lebensmittel aus den Heeresbeständen der Engländer wurden an die Bevölkerung verteilt, und die Engländer sicherten Baumaterial-lieferungen zu, mit diesen wenig später der Wieder-aufbau, der bei den Kämpfen im letzten Kriegsmonat in Mitleidenschaft gezogenen Gebäuden, beginnen konnte. Am Donnerstag, dem 6. September, sind die Engländer wieder abgezogen, und schon kurze Zeit später kamen die ersten Baumateriallieferungen in Kirchberg an.  Der Wiederaufbau, der durch einen starken Leistungswillen in der Bevölkerung, ebenso wie durch Handwerkermangel gekennzeichnet war, konnte beginnen.In der folgenden Zeit herrschte im gesamten Bezirk eine große Rohstoffknappheit. Zu Ostern 1946 wurde eine Rohstoffsammlung angeordnet. Schüler sammelten in den einzelnen Gemeinden Altmetall, Konservenbüchsen, Knochen, Kleider, Schuhe und Papier. Das Material wurde bei den einzelnen Gemeinden deponiert.Der zweite Nachkriegswinter, der sehr früh begonnen hat und sehr streng war, wirkte sich katastrophal bei der ohnehin knappen Kohleversorgung aus. So mussten z.B. Schulen die Weihnachtsferien (Kohleferien) verlängern, sie dauerten vom 26. Dezember 1946 bis zum 18. Februar 1947. In Kirchberg waren immer mehr Vereine bemüht das kulturelle und öffentliche Leben wieder zu erwecken. So wurden bereits 1947 der MGV und 1948 die Musikkapelle wiedergegründet, der ESV wurde 1952 gegründet.  In Kirchberg gab es sehr viele mittelgroße bäuerliche Betriebe, was in erster Linie auf den sehr fruchtbaren Boden und die reichlichen Niederschläge (850 mm im Jahresdurchschnitt, 240 Vegetationstage) im Raabtal zurückzuführen ist. Die Flüchtlinge, welche seit 1945 im Schlossgebäude von Kirchberg untergebracht waren, erhielten günstige Darlehen mit denen sie verwaiste Landwirtschaften aufkaufen konnten. Die Fischzucht in den Teichen um Kirchberg an der Raab war sehr ertrag-reich, und konnte der örtlichen Bevölkerung über den Fleischmangel der ersten Nachkriegsjahre hinweghelfen.

Friedhof:

Der Friedhof zu Kirchberg wurde 1890 angelegt und ist der einzige Kommunalfriedhof in weitem Umkreis. Er gehört den Gemeinden Studenzen, Fladnitz, Oberdorf und Kirchberg und wird von letzterer verwaltet. 1968 wurde von der Gemeinde Kirchberg an der Raab die Totenkapelle (Aufbahrungshalle) errichtet, die künstlerische Ausgestaltung ist das Werk des Malers Hubert Tuttner. 1973 wurde der Gottesacker um rund 7000m' erweitert. Am Friedhof sind sechs und bei der Kapelle in Berndorf zwölf Kriegergräber. Die Soldaten fielen im April am Ende des 2. Weltkrieges in unserem Gemeindegebiet.

Pieta

In unserer Pfarrchronik finden wir mindestens 8 Jahresangaben über Pestepidemien, die letzten Zahlen sind 1713 und 1716. Die zahlreichen Opfer wurden eilends in Pestgruben verscharrt, einfache Holzkreuze - später auch Pestkreuze und Mariensäulen sollten an diese Zeit erinnern. Die Pieta in Kirchberg stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Früher befand sich die Mariensäule neben der Hauptstraße an der Brücke über den Petersbach. 1996 wurde sie restauriert und in der Lindenallee aufgestellt.

Schule:

Vor ca. 160 Jahren wurde in Kirchberg das "Alte Schulhaus" erbaut. Heute befinden sich in diesem Gebäude Wohnungen. 60 Jahre später wurde daneben ein neues Schulhaus erbaut, in welchen sich bis 2015 das WIKI Kinderhaus befand. 1949 wurde in Kirchberg eine Hauptschule mit 4 Klassen gegründet, welche ebenso wie einige Klassen der Volksschule, im Schloß untergebracht war. Erster Direktor war Herr Schulrat Franz Hausmann.In den Jahren von 1960 bis 1967 wurde ein neues Schulgebäude gebaut, und von 1975 bis 1978 wurde für die Hauptschule ein Zubau mit sechs Klassen und eine Turnhalle errichtet. Zur Schulgemeinde Kirchberg gehören die politischen Gemeinden Eichkögl (nur HS), Fladnitz, Kirchberg, Oberdorf, Oberstorcha (Teile davon) und Studenzen. Seit dem Schuljahr 2013/2014 ist die Hauptschule eine neue Mittelschule mit den Schwerpunkten Computer und Musik.